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Über michMir macht es schon lange Spaß, meine Gedanken auf dem Papier zu ornden. Ich schreibe Erlebtes auf, damit ich es nicht vergesse oder besser verarbeiten kann; oder ich tauche einfach nur ab, lasse meinen Gedanken freien Lauf und tauche mit dem Gefühl, eine Wahrheit entdeckt zu haben, wieder auf. Meine Tagebücher füllten zu Teenagerszeiten ganze Leitz-Ordner, weil mir die abschließbaren Büchlein viel zu klein waren. Freunde und Brieffreunde erschlug ich geradezu mit meiner ausufernden Korrespondenz. Doch nicht nur das. Was mich mein halbes Leben begleitet, ist die Faszination für gute Geschichten, für die Magie, die von den richtigen Worten ausgeht, und die Leidenschaft, selbst Geschichten zu schreiben. In der Schule gründeten wir einen Club, der monatlich eine Zeitung herausgab, die "Brieftaube", deren Auflage exakt der Mitgliederanzahl entsprach, nämlich fünf. Begeistert füllte ich die "Brieftaube" mit meinen Erzählungen. Zum Beispiel schrieb ich über den Tanzkurs, den meine Freundin und ich besuchten, und über die Jungs, die den Tanzkurs ebenso besuchten, und darüber, welchen von ihnen wir (ganz klammheimlich versteht sich) besonders süß fanden. Vom journalistischen Standpunkt aus einwandfrei, enthielt die Geschichte doch nichts als die Wahrheit. Vom zwischenmenschlichen Standpunkt aus... fragwürdig. Meine Freundin hätte mich wohl am liebsten gebissen, als die Zeitung irgendwie die Runde machte und auch bei einem der süßen Jungs landete, die wir (nun nicht mehr heimlich) anhimmelten. Seitdem bin ich mit Erlebniserzählungen vorsichtiger. Lieber erfinde ich Geschichten und lasse Erlebtes nur tröpfchenweise einfließen.
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